Behandlung muskulärer Triggerpunkte mit niederfrequenten Ultraschall und Manueller Therapie bei chronischem Cervicobrachialsyndrom
Frage: 40% der deutschen Bevölkerung leiden unter chronischen Rückenschmerzen. 60 bis 80% der Bevölkerung hatten mindestens schon einmal im Leben Rückenschmerzen. Rückenschmerzen bilden mit fünf bis zehn Prozent die häufigste Ursache der Arbeitsunfähigkeit. Chronische Rückenschmerzen führen nicht se...
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Published in | Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin |
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Main Authors | , , , , |
Format | Conference Proceeding |
Language | German |
Published |
03.09.2007
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Summary: | Frage:
40% der deutschen Bevölkerung leiden unter chronischen Rückenschmerzen. 60 bis 80% der Bevölkerung hatten mindestens schon einmal im Leben Rückenschmerzen. Rückenschmerzen bilden mit fünf bis zehn Prozent die häufigste Ursache der Arbeitsunfähigkeit. Chronische Rückenschmerzen führen nicht selten auch zu Frühberentungen. Mit 62% treten die Beschwerden im Bereich der Lendenwirbelsäule, mit 36% im Bereich der Halswirbelsäule und mit nur 2% im Bereich der Brustwirbelsäule auf (9). Fehlhaltungen, Blockierungen sowie Störungen des muskulären Gleichgewichts und der Muskelketten sind häufige Ursachen, die durch die Manuelle Therapie befundet und erfolgreich behandelt werden. Zur Behandlung von muskulären Triggerpunkten beim Cervicobrachialsyndrom kommt die Manuelle Therapie als weit verbreitetes Verfahren und der niederfrequente Ultraschall als neues Verfahren zum Einsatz. Die Effektivität des niederfrequenten Ultraschalls liegt in der analgetischen Sofortwirkung, bei serieller Anwendung in einer akzeptablen Langzeitwirkung (1).
In der hier vorgestellten Studie wurde der Einfluss des niederfrequenten Ultraschalls und der Manuellen Therapie auf die Druckschmerzhaftigkeit myofaszialer Triggerpunkte im Schulter-Nackenbereich bei Cervicobrachial Syndrom untersucht.
Methode:
22 Patienten mit chronischem Cervicobrachial Syndrom wurden in der Klinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation untersucht. 19 Frauen (86,4%) und 3Männer (13,3%) mit einem Durchschnittsalter von 59,5 Jahren (Standardabweichung: 38–73 Jahre). Die Krankheitsdauer betrug mehr als 20 Jahre.
Die Einteilung der Patienten erfolgte in zwei Gruppen. Eine Gruppe (n=11) erhielt eine täglich Therapie mit niederfrequenten Ultraschall, die andere Gruppe (n=11) bekam täglich Manuelle Therapie. Die Behandlungen waren befundorientiert und wurden über 10 Tage durchgeführt.
Für die Untersuchung wurden die VAS-Skala zur Bestimmung der subjektiven Schmerzempfindung, die Dolorimetrie zur Quantifizierung der Druckschmerzhaftigkeit der Triggerpunkte und die Beweglichkeit im HWS- und Schulterbereich verwendet. Winkelmesser: Beweglichkeit der Halswirbelsäule und der Schulter, subjektive Schmerzempfindung: visuellen Analogskala (Wert: 1–100), Dolorimeter: Druckschmerzhaftigkeit der Triggerpunkte (kp/cm
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) der suboccipitalen Muskulator, M. levator scapulae, M. Rhomboideus, M. Trapezius descendens.
Ergebnis:
Visuelle Analogskala: Die subjektiv empfundene Schmerzintensität (VAS) hat sich nach erfolgter Therapie in beiden Gruppen signifikant gebessert.
Schulterbeweglichkeit: Die Manuelle Therapie zeigte eine verbesserte Beweglichkeit nach erfolgter Therapie. Bei sechs von vierzehn geprüften Bewegungsrichtungen wurde eine signifikant gebesserte Beweglichkeit nachgewiesen. In der Gruppe mit niederfrequenten Ultraschall konnten bei zwei von vierzehn geprüften Bewegungsrichtungen eine signifikant verbesserte Beweglichkeit erzielen werden. Bezüglich der Beweglichkeit zeigte die Manuelle Therapie im Vergleich zum niederfrequenten Ultraschall deutlich bessere Werte (Chi-Quadrat-Test).
Halswirbelsäulenbeweglichkeit: Auch bei der Beweglichkeit der Halswirbelsäule ergab sich eine signifikabte Verbesserung bei der Manuellen Therapiegruppe im Gegensatz zur niederfrequenten Ultraschallgruppe. In der Gruppe mit niederfrequenten Ultraschall zeigte nur eine von sechs geprüften Bewegungsrichtungen der HWS einen signifikanten Unterschied nach erfolgter Therapie (Chi-Quadrat-Test).
Triggerpunkte: Bei der Betrachtung der Ergebnisse ist zu erkennen, dass die Manuelle Therapiegruppe sowie die Gruppe mit niederfrequenten Ultraschallgruppe nach Therapie eine Verbesserung in der Druckschmerzempfindung aufwiesen. In der Gruppe miz niederfrequenten Ultraschall zeigten vier von acht Muskeln eine signifikante Verbesserung bezüglich der Druckschmerzhaftigkeit der Triggerpunkte zeigten. Die Manuelle Therapie konnte nur bei zwei von acht Muskeln eine signifikante Schmerzreduktion erzielen. Der niederfrequente Ultraschall wies demnach einen positiveren Einfluss auf die Druckschmerzhaftigkeit der Triggerpunkte auf (Chi-Quadrat-Test).
Diskussion:
Zusammenfassend ist festzustellen, dass in beiden Gruppen, unabhängig von der Therapieform, eine subjektive Schmerzreduktion (VAS-Skala) nach Therapie angegeben worden ist. Insbesondere war eine Verbesserung der Beweglichkeit im Bereich der HWS und im Bereich des Schultergelenks in der Manuellen Therapiegruppe zu erkennen. Im Gegensatz dazu zeigte die Ultraschallgruppe eine reduzierte Druckschmerzhaftigkeit der untersuchten Triggerpunkte. Somit kann festgestellt werden, dass mit dem niederfrequenten Ultraschall eine schmerzreduzierende Wirkung bei Patienten mit chronischen Cervicobrachial Syndrom nachweisbar ist. Aufgrund der Neuentwicklung des niederfrequenten Ultraschalls konnte nur eine geringe Anzahl von Vergleichsstudien gefunden werden. Die wenigen Studien, die den niederfrequenten Ultraschall als Therapieform genutzt haben, beschrieben eine positive Wirkung. Allerdings war es schwierig einen Vergleich zu finden, da es noch keine Untersuchungen von Triggerpunkten im Schulter-Nackenbereich gibt. Radandt berichtete in 2001 über die Wirkung des niederfrequenten Ultraschalls bei muskuloskelettalen Beschwerden im LWS-Bereich. Es wurde eine positive Wirkung des niederfrequenten Ultraschalls beschrieben. Zusätzlich wurde in den Studien von einer analgetischen Sofortwirkung mit einem frühen Wirkungseinsatz bei serieller Anwendung berichtet (6). Golubenko 1991 beschrieb die Wirkung des niederfrequenten Ultraschalls im Gegensatz zum hochfrequenten Ultraschall. Er berichtete über die Schmerzlinderung und Schmerzfreiheit bei 115 Patienten mit Hüft-, Knie- oder Fußgelenksarthrose. Das Ergebnis zeigte, dass der niederfrequente Ultraschall eine größere Schmerzlinderung (72%) und auch Schmerzfreiheit (25%) erzielte. Die hochfrequente Ultraschalltherapie ergab eine Schmerzlinderung von 36% und ein Schmerzfreiheit von nur 7% (4). Eine weitere Studie die von Gorbunov (1997) verfasst wurde, beschrieb die Behandlung mit niederfrequenten Ultraschall im Gegensatz zum hochfrequenten Ultraschall bei Patienten (n=85) mit Osteochondrose im Lumbalbereich. In dieser Studie wurde auf die Schmerzlinderung und die Mobilitätsverbesserung beurteilt. Die Auswertungen ergaben bei beiden Therapieformen einen großen Therapieerfolg. Dabei konnte mit dem niederfrequenten Ultraschalls (75%) im Gegensatz zum hochfrequenten Ultraschall (72%) bessere Ergebnisse erzielt werden (5).
Literatur:
(1) Bedienungsanleitung für den niederfrequenten Ultraschall; Herstellungsfirma Bandelin; (2001)
(2) Edel, H.: Fibel der Elektrodiagnostik und Elektrotherapie 5. Auflage: Verlag Volk und Gesundheit Berlin (1983); Seite 263–276
(3) Gillert (O.), Rulffs und Boegelein: Elektrotherapie; Pflaum Verlag München (1995) Seite 183–187
(4) Golubenko, T.A.: Low-frequency ultrasound in the treatment of osteoarthrosis patients (russ.); Vopr Kurortol Fizio-ter Lech Fiz Kult (1991); 2; Seite 36–39
(5) Gorbunov, F.E., I.V. Ryazantsova, T.V. Konchugova: The use of ultrasound at different frequencies in the treatment of patients with the neurological manifestations of osteochondrosis of the lumbar spine (russ.); Vopr Kurortol Fizio-ter Lech Fiz Kult (1997); 7; Seite 30–32
(6) Radandt, R.R.: Niederfrequente Ultraschalltherapie bei muskuloskelettalen Beschwerden, Phys. Med. Rehab. Kuror 2002, Seite 10–13
(7) Radandt, R.R.: Niederfrequente Ultraschall- Therapie, ultraPlus Handbuch (2001) Seite 6, 13–19, 25–34
(8) Travel, Janet G. und David G. Simons: Triggerpunkttafel; Lippincott Williams und Wilkins Verlag (1996)
(9) DEGAM-Leitlinien Nr.3 Kreuzschmerz (2003). |
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ISSN: | 0940-6689 1439-085X |
DOI: | 10.1055/s-2007-988757 |