Einsatz von Kraftausdauertraining und Muskelaufbautraining in der kardiologischen Rehabilitation

Zusammenfassung.Während seit mehr als 30 Jahren aerobes Ausdauertraining zum festen Bestandteil internationaler Empfehlungen für die kardiologische Rehabilitation gehört, sind erst in den letzten Jahren vorsichtige Empfehlungen zum dynamischen Krafttraining publiziert worden.Die bisherige Zurückhalt...

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Published inClinical research in cardiology Vol. 93; no. 5; pp. 357 - 370
Main Authors Bjarnason-Wehrens B Priv-Doz Dr Sportwiss, Mayer-Berger, W Dr, Meister E R Dr phil, Baum K Prof Dr Sportwiss, Hambrecht R Prof Dr med, Gielen, S Dr
Format Journal Article
LanguageGerman
Published Darmstadt Springer Nature B.V 01.05.2004
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Summary:Zusammenfassung.Während seit mehr als 30 Jahren aerobes Ausdauertraining zum festen Bestandteil internationaler Empfehlungen für die kardiologische Rehabilitation gehört, sind erst in den letzten Jahren vorsichtige Empfehlungen zum dynamischen Krafttraining publiziert worden.Die bisherige Zurückhaltung gegenüber Krafttraining für Herzpatienten wurde primär mit den hierdurch hervorgerufenen Blutdruckreaktion und dem damit verbundenen Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen begründet. Ergebnisse neuerer Untersuchungen zeigen jedoch, dass die bis jetzt empfohlene Vorsicht nicht grundsätzlich notwendig ist. Durch Kraftbelastungen kann es zwar zu extrem hohen Blutdruckanstiegen kommen, dies ist jedoch nicht bei allen Belastungen dieser Art die Regel. Die aktuelle Blutdruckreaktion auf Kraftbelastungen ist abhängig von der Belastungsform, der Intensität der Belastung, der Größe der eingesetzten Muskelmasse sowie von der Wiederholungszahl und/oder der Belastungsdauer. Intraarteriell durchgeführte Blutdruckmessungen während des Krafttrainings bei Herzpatienten haben gezeigt, dass ein Kraftausdauertraining, durchgeführt mit niedriger Intensität (40–60% MVC) und hoher Wiederholungszahl (15–20), nur einen moderaten Anstieg der Blutdruckwerte hervorruft, vergleichbar mit demjenigen, der auch bei moderatem Ausdauertraining entsteht. Richtig durchgeführt, individuell dosiert, medizinisch überwacht und kontrolliert durch erfahrene Sporttherapeuten ist ein dynamisches Kraftausdauertraining zumindest für bestimmte Patientengruppen, nicht mit einem höheren Risiko verbunden als ein aerobes Ausdauertraining und kann begleitend zum Ausdauertraining die Muskelkraft und -ausdauer verbessern, die kardiovaskuläre Funktion, Stoffwechsel, kardiovaskuläre Risikofaktoren sowie psychosoziales Wohlbefinden und Lebensqualität positiv beeinflussen. Bei der aktuellen Datenlage kann Krafttraining jedoch keineswegs für alle Patientengruppen ohne Bedenken empfohlen werden. Die geeignete Art und Durchführung des Trainings ist in hohem Maße von dem aktuellen klinischen Status, der kardialen Belastbarkeit, sowie evtl. Begleiterkrankungen des Patienten abhängig. Die meisten bis jetzt durchgeführten Studien sind mit kleinen Gruppen männlicher Patienten mittleren Alters, mit nahezu normaler aerober Ausdauerleistungsfähigkeit und einer guten linksventrikulären Funktion durchgeführt worden. Es fehlen Daten zu Risikogruppen, älteren Patienten und Frauen. Auf dieser Grundlage kann die Integration von dynamischen Kraftübungen bei der kardialen Rehabilitation nur für gut belastbare KHK-Patienten (gute Myokardfunktion, revaskularisiert) ohne Bedenken empfohlen werden. Da sich bei Patienten mit myokardialer Ischämie und/oder schlechter linksventrikulärer Funktion bei der Durchführung von kräftigenden Übungen Wandbewegungsstörungen und/oder gefährliche ventrikuläre Arrhythmien entwickeln könnten, werden folgende Voraussetzungen empfohlen: moderate bis gute LVFunktion, gute kardiale Belastbarkeit (> 5–6 metabolic equivalents = > 1,4 Watt/kg Körpergewicht) ohne Angina pectoris-Symptomatik oder St-Streckensenkung, unter Beibehaltung der klinisch notwendigen Medikation. In den vorgelegten Empfehlungen wird auf der Basis der aktuellen Datenlage eine Risikostratifikation für das Krafttraining in der kardiologischen Rehabilitation vorgenommen und diese durch spezifische Empfehlungen für spezielle Patientengruppen sowie detaillierte Hinweise für den Aufbau und Durchführung des Therapieprogramms ergänzt.
ISSN:1861-0684
1861-0692
DOI:10.1007/s00392-004-0063-7