Diagnostisches Management des primären Megaureters

ZusammenfassungDer primäre Megaureter bezeichnet eine Aufweitung des Harnleiters ≧7 mm durch eine strukturelle oder funktionelle Passagestörung des ureterovesikalen Übergangs und stellt nach der subpelvinen Stenose die zweithäufigste Ursache für eine Dilatation des oberen Harntraktes beim Neugeboren...

Full description

Saved in:
Bibliographic Details
Published inUrologe. Ausgabe A Vol. 59; no. 3; pp. 261 - 265
Main Author Younsi, N Dr
Format Journal Article
LanguageGerman
Published Heidelberg Springer Nature B.V 01.03.2020
Subjects
Online AccessGet full text

Cover

Loading…
More Information
Summary:ZusammenfassungDer primäre Megaureter bezeichnet eine Aufweitung des Harnleiters ≧7 mm durch eine strukturelle oder funktionelle Passagestörung des ureterovesikalen Übergangs und stellt nach der subpelvinen Stenose die zweithäufigste Ursache für eine Dilatation des oberen Harntraktes beim Neugeborenen dar. Der primäre Megaureter zeigt eine hohe, spontane Maturationsrate von bis zu 85 %, so dass bei vielen Patienten eine operative Therapie nicht notwendig ist. Für das diagnostische Management dienen engmaschige und regelmäßige sonographische Kontrollen als unverzichtbare Basisdiagnostik. Bislang wird eine Miktionszysturethrographie (MCU) oder eine Miktionsurosonographie (MUS) zum Ausschluss eines vesikoureterorenalen Refluxes und anderen Begleitpathologien routinemäßig bei allen Patienten empfohlen. Prinzipiell ist hier allerdings kritisch zu hinterfragen, welche klinische Bedeutsamkeit diese Zusatzinformation im Anbetracht einer meist fehlenden, klinischen Konsequenz und der damit gegebenenfalls unnötigen Überdiagnostik vieler Kinder hat. Außerdem muss die Frage gestellt werden, ob die Untersuchung nicht bis zum Auftreten von Beschwerden prolongiert werden sollte. Die gleiche Diskussion ergibt sich für den routinemäßigen Einsatz der Nierenszintigraphie beim primären Megaureter. Diese Untersuchung dient vornehmlich der Bestimmung der globalen sowie seitengetrennten Nierenfunktion und soll ergänzend eine Beurteilung der Abflussverhältnisse ermöglichen. Auch hier stellt sich die Frage, ob jedes Kind mit einem primären Megaureter zwingend eine Diureseszintigraphie benötigt oder ob auch hier eine Abwägung je nach Dilatationsgrad erfolgen sollte. Der Trend in der klinischen Versorgung sollte zur individualisierten, risikoadaptierten Diagnostik gehen.
ISSN:0340-2592
1433-0563
DOI:10.1007/s00120-020-01119-7