Exposition in-vivo bei sozialen Ängsten und Defiziten
Einleitend werden eine Operationalisierung von sozialen Ängsten und Defiziten sowie der gegenwärtige Literaturstand dargestellt. Anschlieβend wird die Übertragung des Modells der Exposition in-vivo auf diese Diagnosegruppe abgeleitet. Die empirische Überprüfung dieses Vorgehens (als Einzel- und Grup...
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Published in | Verhaltenstherapie Vol. 2; no. 1; pp. 23 - 39 |
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Main Authors | , , , , |
Format | Journal Article |
Language | English |
Published |
Basel, Switzerland
01.01.1992
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Subjects | |
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Summary: | Einleitend werden eine Operationalisierung von sozialen Ängsten und Defiziten sowie der gegenwärtige Literaturstand dargestellt. Anschlieβend wird die Übertragung des Modells der Exposition in-vivo auf diese Diagnosegruppe abgeleitet. Die empirische Überprüfung dieses Vorgehens (als Einzel- und Gruppentherapie) im Vergleich zum herkömmlichen Training sozialer Kompetenz (insgesamt 78 Patienten) ergab, daβ alle Verfahren klinisch und statistisch hoch signifikante Verbesserungen im Langzeitverlauf erbrachten, mit der Tendenz einer Überlegenheit der Exposition in-vivo als Gruppentherapie bei sozial defizitären Patienten. Die Erfassung von prognostischen Variablen bei Miβerfolgspatienten ergab, daβ diese vor der Therapie nicht nur eine höhere Gestörtheit im Hauptproblembereich (soziale Phobie) zeigten, sondern auch sozial isolierter waren (kein Partner), eine höhere Generalisierung der Angst zeigten (z.B. Agoraphobie), sich im Atag durch die sozialen Ängste/Defizite starker eingeschränkt fühlten (Behinderung) und deshalb bereits erhebliche Sekundärsymptomatik entwickelt hatten (Depression). Auβerdem hatten diese Patienten einen längeren Krankheitsverlauf mit häufigeren Arzt-/Psychotherapeutenkontakten und eine längere Latenzzeit zwischen Erstauftreten ihrer Störung und erstem Verhaltenstherapiekontakt. Zusammenfassend läβt sich feststellen, daβ Exposition in-vivo bei sozialen Ängsten/Defiziten eine wertvolle Erweiterung unserer therapeutischen Methoden bei dieser Störung darstellt. Wie bei anderen Störungen erfordert Exposition in-vivo eine spezifische Motivation und Risikobereitschaft seitens der Patienten sowie eine besondere Vertrauensbeziehung zum Therapeuten. Eine mögliche Erweiterung dieses Modells auf eine patientengeleitete Selbstexposition – wie bei Agoraphobie und Zwängen – bedarf noch einer experimentellen Überprüfung. |
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ISSN: | 1016-6262 1423-0402 |
DOI: | 10.1159/000258203 |