Regenerative Landwirtschaft – Annäherung an eine wissensbasierte Definition

Regenerative Landwirtschaft ist ein derzeit häufig verwende­ter Begriff und wird auch als ein Ansatz gesehen, politische Vorgaben wie die Farm-to-Fork oder die Ackerbaustrategie des Bundes umzusetzen. Bei der Sichtung der praktischen Empfehlungen und internationalen Literatur sowie im Kon­text der I...

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Published inJournal für Kulturpflanzen Vol. 77; no. 1
Main Authors Kurt Möller, Timo Blecher, Gernot Bodner, Jörg Böhmer, Bettina Eichler-Löbermann, Maendy Fritz, Antje Herrmann, Dorothee Klöcker, Heinz-Josef Koch, Janna Macholdt, David Menskes, Marcel Moll, Jens Poetsch, Charlotte Rapp, Tanja Schäfer, Knut Schmidtke, Carola Pekrun
Format Journal Article
LanguageGerman
Published Julius Kühn-Institut 01.08.2025
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Summary:Regenerative Landwirtschaft ist ein derzeit häufig verwende­ter Begriff und wird auch als ein Ansatz gesehen, politische Vorgaben wie die Farm-to-Fork oder die Ackerbaustrategie des Bundes umzusetzen. Bei der Sichtung der praktischen Empfehlungen und internationalen Literatur sowie im Kon­text der Ideen der ersten Befürworter kann regenerative Landwirtschaft auf u.a. folgende Grundsätze zurückgeführt werden: a) hoher Bodenschutzstandard, b) Humusaufbau, c) Förderung und Nutzung von funktionaler Biodiversität, d) Reduzierung des Einsatzes von chemisch-synthetisch herge­stellten Betriebsmitteln und e) Klimaschutz. Hierzu dienen zahlreiche Maßnahmen, wie eine Verringerung der Bodenbe­arbeitungsintensität, vielfältige Fruchtfolgen mit konsequen­tem Anbau von Zwischenfruchtmischungen und Untersaaten, konsequente Integration von Leguminosen in Fruchtfolgen, ggf. Mischanbau wo immer möglich und vertretbar, die kon­sequente Befolgung der Empfehlungen der Beratungseinrich­tungen der Länder im Bereich Düngung und Pflanzenschutz mit weitestgehendem Verzicht auf Wachstumsregler und Insektizide, und die konsequente Implementierung von bio­diversitätsfördernden Maßnahmen im Ackerland (u. a. Dau­erkulturen, Agroforst, Blühflächen, blühende Untersaaten). Allerdings fehlt eine allgemein anerkannte Definition der da­mit gemeinten landwirtschaftlichen Anbausysteme und ihrer spezifischen Managementelemente. Häufig wird regenerati­ve Landwirtschaft weniger an konkreten Zielen, sondern viel­mehr entlang von Anbaumaßnahmen definiert. Aber auch in der öffentlichen Kommunikation wären statt konkreter Ma­nagementvorgaben Zielvorgaben wie eine Halbierung des Erosionsrisikos, der produktbezogenen Klimagasemissionen, der Stickstoffverluste oder des Einsatzes von Pflanzenschutz­mitteln bei einer Steigerung der Biodiversität entlang ent­sprechender Indices um z. B. 50 % eher geeignet ein Anbau­system zu beschreiben, das eine wesentliche Verbesserung bei wichtigen Kriterien der Nachhaltigkeit ermöglicht, und zugleich in der öffentlichen Kommunikation besteht, auch im Hinblick auf Zertifizierung und Vermarktung. Denn wollen die Sektorbeteiligten auf dem Markt höhere Erlöse erzielen, gilt es einfach zu kommunizierende Vorgaben zu definieren, die im Rahmen einer Zertifizierung eine eindeutige Abgrenzung zur konventionellen Landwirtschaft nach guter fachlicher Pra­xis oder dem ökologischen Landbau ermöglichen. In diesem Sinne sind die Autoren überzeugt, dass die Definition einer regenerativen Landwirtschaft entlang von konkreten Zielen, wie sie im Text beschrieben worden sind, einen Weg darstel­len kann, eine solche Anbauform zu konkretisieren.
ISSN:1867-0911
1867-0938
DOI:10.5073/JfK.2025.01.13