Gewässerschonender Pflanzenschutz zur Erhaltung gewachsener Obstbaulandschaften in Deutschland

Ziel des FuE-Vorhabens war es, neue Techniken der Abdriftminderung in Obstbaubetrieben des Alten Landes in Niedersachsen (NS) und des Anbaugebiets Bodensee in Baden-Württemberg (BW) zu erproben und durch begleitende Untersuchungen ihre Eignung für einen gewässerschonenden Pflanzenschutz zu beurteile...

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Published inJournal für Kulturpflanzen Vol. 64; no. 2
Main Authors Heinz Ganzelmeier, Klaus Schmidt, Kristin Dröge, Stefan Lamprecht, Angelika Süß, Gabriela Bischoff
Format Journal Article
LanguageGerman
Published Julius Kühn-Institut 01.02.2012
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Summary:Ziel des FuE-Vorhabens war es, neue Techniken der Abdriftminderung in Obstbaubetrieben des Alten Landes in Niedersachsen (NS) und des Anbaugebiets Bodensee in Baden-Württemberg (BW) zu erproben und durch begleitende Untersuchungen ihre Eignung für einen gewässerschonenden Pflanzenschutz zu beurteilen. Bei den in NS eingesetzten Sprühgeräten dominierte die zweireihig-übergreifende Arbeitsweise, wohingegen die Geräte in BW aufgrund der großen Verbreitung von Hagelschutznetzen bevorzugt für eine einreihige Behandlung konzipiert waren. Die in neun Ostbaubetrieben eingesetzten Sprühgeräte (NS: 4, BW: 5) waren mit folgenden Einrichtungen zur Abdriftminderung ausgestattet: •ein- und zweireihiger Tunnel mit Rückführung nicht angelagerter Pflanzenschutzmittel (Recycling) •Reflektorsystem mit Umlenkung des aus der behandelten Baumreihe austretenden Sprühstrahles mit integriertem Recyclingsystem •Gebläse mit unterschiedlicher Luftführung, sensorgestützter Düsenschaltung und Luftstromanpassung Die Praxiserprobung hat gezeigt, dass sowohl die einreihigen Sprühgeräte, als auch zweireihige Geräte für den Einsatz in den gewässerreichen Regionen geeignet sind. Hinsichtlich der Anlagerung der Behandlungsflüssigkeit im Bestand wurde deutlich, dass nur die Tunnelsprüh­geräte, die sich durch eine abgeschirmte Applikations­zone auszeichnen, sehr gleichmäßige und kontinuierlich hohe Spritzbeläge von durchschnittlich ca. 20% der Aufwandmenge erzielen. Die einreihigen Sprühgeräte mit Gebläseaufsatz und elektrisch verstellbarer Gebläseab­deckung erzeugten Spritzbeläge von durchschnittlich 16 bis 18%. Die Ergebnisse zur Abdrift zeigten, dass alle Sprüh­geräte eine Abdriftminderung von mehr als 95% erzielen können. Voraussetzung hierfür sind der Einsatz grobtropfiger, verlustmindernder Düsen sowie die Reduzierung des Luftvolumenstromes in den ersten 1 bis 5 Reihen am Gewässer. Sprühgeräte mit Recyclingsystem oder Sensortechnik bringen durch die Einsparung an Pflanzenschutzmittel einen zusätzlichen ökonomischen Vorteil. Das einreihige Tunnelsprühgerät konnte durch seine flexible Anpassung an die Reihenbreiten eine Einsparung von durchschnittlich ca. 50% erreichen. Mit dem zweireihigen Tunnelsprühgerät sowie der Sensortechnik sind im Durchschnitt Einsparungen von lediglich 12 bis 18% erzielt worden. Mit allen Sprühgeräten wurde eine ausreichend gute biologische Wirksamkeit erzielt. Allerdings sind beim Reflektorgerät und den Geräten mit Sensorsteuerung gewisse Unsicherheiten nicht völlig auszuschließen. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist der Einsatz des einreihigen Tunnelgerätes bereits ab einer Betriebsgröße von 8 bis 10 ha sinnvoll und ist somit vergleichbar mit den einreihigen Geräten. Die zweireihigen Techniken rentierten sich nur auf arrondierten Flächen ab 20 ha. Sie waren im Vergleich zu den einreihigen Sprühgeräten in der Anwendung sehr anspruchsvoll, führen aber zu einer Erhöhung der Schlagkraft um ca. 80%. Grobtropfige Düsen führten zu mehr Spritzflecken. Dieser Aspekt ist heutzutage nur noch bei einer Direktvermarktung und Sortierung ohne Wasserentleerung relevant. Die Ergebnisse des Gewässermonitoring bestätigten im Wesentlichen die hohe Abdriftminderung des geprüften Recyclinggerätes und des Sprühgerätes mit Querstromgebläse und Sensortechnik. Bei den anderen drei geprüften Geräten ergab sich im Gewässermonitoring eine geringere Abdriftminderung. Bei den aus dem Gewässermonitoring errechneten Abdriftminderungsraten unter 99% wurde der Gewässerschutz nicht in jedem Fall eingehalten.
ISSN:1867-0911
1867-0938
DOI:10.5073/JfK.2012.02.01