Kompensatorische Bemühungen in der Erwachsenenbildung Späte Einsichten zu Ungleichheiten im Schweizer Bildungssystem
Der Fokus dieses Artikels liegt auf einer kritischen Metanalyse von empirischen Studien zu den kompensatorischen Bemühungen zur Förderung von Grundkompetenzen Erwachsener, um den Spätfolgen von Ungleichheit im Schweizer Bildungssystem entgegenzuwirken. Dabei zeigt sich, dass Kompetenzdefizite bei de...
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Published in | Gesellschaft – Individuum – Sozialisation. Zeitschrift für Sozialisationsforschung Vol. 5; no. 2 |
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Main Authors | , |
Format | Journal Article |
Language | German |
Published |
04.11.2024
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Summary: | Der Fokus dieses Artikels liegt auf einer kritischen Metanalyse von empirischen Studien zu den kompensatorischen Bemühungen zur Förderung von Grundkompetenzen Erwachsener, um den Spätfolgen von Ungleichheit im Schweizer Bildungssystem entgegenzuwirken. Dabei zeigt sich, dass Kompetenzdefizite bei den sogenannten Bildungsverlierer*innen oft zu Bildungsabkehr, Scham und Schulvermeidung führen. Um sie zu erreichen, setzen Bund und Kantone auf eine kompensatorische Strategie mit niederschwelligen, non-formalen Bildungsangeboten. Diese richten sich an den spezifischen und individuellen Bedürfnissen der Betroffenen aus, nehmen auf ihre schambesetzten Schulerfahrungen Rücksicht und versuchen sie wieder anschlussfähig zu machen. Aus bildungssoziologischer, rassismuskritischer und intersektionaler Perspektive lassen sich die Folgewirkungen von Ungleichheit meist auf ungleiche Startvoraussetzungen zurückführen und Scham als wirkmächtiger Exklusionsmechanismus spielt eine wichtige Rolle. Es stellt sich die Frage, ob es sich unsere Wissensgesellschaft leisten kann, Menschen zurückzulassen, um sie später wieder mit grossem Aufwand abzuholen, oder ob das auf Selektion ausgelegte Schweizer Bildungssystem mit seinen Exklusionsrisiken grundsätzlich zu überdenken ist.
The focus of this article is on a critical meta analysis of empirical studies on compensatory efforts to promote basic skills in adults in order to counteract the long term consequences of inequality in the Swiss education system. It shows that skills deficits often lead to educational disengagement, shame, and school avoidance among the so-called education losers. In order to reach them, the federal government and the cantons are focusing on a compensatory strategy with low threshold, non-formal educational opportunities. These are aimed at the specific and individual needs of those affected, take into account their shame-filled school experiences and try to make them fit in again. From an educational sociology, racism-critical and intersectional perspective, the consequences of inequality can usually be traced back to unequal starting conditions and shame plays an important role as a powerful exclusion mechanism. The question arises as to whether our knowledge society can afford to leave people behind in order to pick them up again later at great expense, or whether the Swiss education system, which is designed for selection with its risks of exclusion, needs to be fundamentally rethought. |
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ISSN: | 2673-4664 2673-4664 |
DOI: | 10.26043/GISo.2024.2.9 |