Narrativität hören

Das Hörbuch ist ein an der disziplinären Schnittstelle von Literatur-, Medien-, Theater-, Sprach-, Sprech- und Buchwissenschaft angesiedelter, in Frankreich noch weitgehend unerforschter Gegenstand. Hier wird versucht, Positionen der (neuro-)psychologischen Ästhetik und narratologische Kontroversen...

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Published inRecherches germaniques pp. 233 - 250
Main Author Hausbei, Kerstin
Format Journal Article
LanguageGerman
Published Recherches germaniques 19.06.2024
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Summary:Das Hörbuch ist ein an der disziplinären Schnittstelle von Literatur-, Medien-, Theater-, Sprach-, Sprech- und Buchwissenschaft angesiedelter, in Frankreich noch weitgehend unerforschter Gegenstand. Hier wird versucht, Positionen der (neuro-)psychologischen Ästhetik und narratologische Kontroversen zum Konzept der Stimme dafür fruchtbar zu machen, theoretisch und am konkreten Beispiel von akustischen Fassungen von Kafkas Process und Cervantes Don Quijote (Buhlert, Paetsch, Cassel, Hochmair u.a.) zu fragen, wie Naturalisierungsprozesse daran beteiligt sind, die Wahrnehmung von Hörbuchlesungen und Hörspielfassungen literarischer Erzähltexte zur sinnlich-gestischen Erfahrung von Narrativität zu machen. Naturalisierungsprozesse fördern eine anthropomorphe Unisono-Wahrnehmung der im Hörbuch stets polyphonen Erzählstimme. Im Falle von Störungen der automatisierten Wahrnehmung durch das dissonante Aufeinandertreffen von naturalisierten Gattungserwartungen und Hörmustern, lösen sie aber auch die Suche nach subjektiv erfahrener Kohärenz im Hören aus und sind so daran beteiligt, alternative Narrativitätskonstruktionen im Hören aktiv werden zu lassen. Erfahren wird dieser Aspektwechsel in der Wahrnehmung als ästhetisches Erlebnis.
ISSN:0399-1989
2649-860X
DOI:10.4000/11v02