Beurteilung des neuen Masernschutzgesetzes in Deutschland: Ergebnisse einer deutschlandweiten Befragung

Die aktuelle COVID-19-Pandemie zeigt, wie sehr wir von Infektionskrankheiten bedroht sein können. Effektive Impfungen werden aber häufig nicht ausreichend durchgeführt. Im März 2020 wurde in Deutschland das Masernschutzgesetz eingeführt, um die Immunität in der Bevölkerung auf über 95 % zu steigern....

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Published inZeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen Vol. 158-159; pp. 74 - 80
Main Authors Neugebauer, Michael, Ebert, Matthias, Vogelmann, Roger
Format Journal Article
LanguageGerman
Published Elsevier GmbH 01.12.2020
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Summary:Die aktuelle COVID-19-Pandemie zeigt, wie sehr wir von Infektionskrankheiten bedroht sein können. Effektive Impfungen werden aber häufig nicht ausreichend durchgeführt. Im März 2020 wurde in Deutschland das Masernschutzgesetz eingeführt, um die Immunität in der Bevölkerung auf über 95 % zu steigern. In der Bevölkerung wurde eine anonyme Online-Befragung zum neuen Masernschutzgesetz mit Selbstangaben zur Masernimpfung/-erkrankung der Teilnehmer*innen und ihrer Kinder und einer Bewertung verschiedener Strafen und Sanktionen durchgeführt. 1594 Erwachsene nahmen teil. 19,3 % waren vom Masernschutzgesetz betroffen. Von diesen hatten nur 77,5 % eine Immunität gegen Masern, 14,0 % wollten sich bei Inkrafttreten des Masernschutzgesetzes vollständig gegen Masern impfen lassen, wodurch eine Immunität von 91,5 % erreicht werden könnte. Unter der Annahme, dass Teilnehmer*innen mit unklarem Impfstatus bzw. Masernerkrankung immun sind, erreicht man eine Immunität von>9 5%. 86,4 % der Kinder (2–17 Jahre) hatten einen Immunschutz. Die Bereitschaft der Eltern, ihre Kinder aufgrund der Sanktionen des Masernschutzgesetzes impfen zu lassen, lag bei nur 0,8 %. Die Immunität gegen Masern bei Erwachsenen und Kindern (2–17 Jahre) lag in unserer Studie unter 95 %. Die Sanktionen des Masernschutzgesetzes sind für Erwachsene ein größerer Anreiz zur Durchführung der Masernimpfung als bei Kindern. Strategien zur Erhöhung der Immunität gegen das Masernvirus mit der Zielgruppe der Eltern sollten weiterhin verfolgt werden. The current COVID-19 pandemic reveals the dangerousness of infectious diseases and the threats we face. Often however, effective vaccinations are carried out insufficiently. In March 2020, the German measles protection law was introduced to raise the level of population (herd) immunity to over 95 %. An anonymous online survey was conducted among the population on the Measles Protection Act with self-declarations on measles vaccination/illness of participants and their children and evaluation of various sanctions. 1,594 adults participated. 19.3 % were affected by the law. Of these, only 77.5 % were immune to measles, 14.0 % wanted to be fully vaccinated when the law came into force, which would lead to 91.5 % immunity. Assuming that participants with unclear vaccination status or measles disease are immune, an immunity of>95 % can be achieved. 86.4 % of the children (aged 2 to 17 years) had developed immunity. Parents’ willingness to have their children vaccinated because of the sanctions provided for in the Measles Protection Act was only 0.8 %. The level of immunity to measles in adults and children was under 95 % in our study. The sanctions of the Measles Protection Act are a greater incentive for adults to undergo measles vaccination than for parents. Strategies to increase immunity with the target group of parents should continue to be pursued.
ISSN:1865-9217
2212-0289
DOI:10.1016/j.zefq.2020.10.009