Praktiken des Widersprechens in vernetzten Öffentlichkeiten: Theorieentwurf und Forschungsheuristik

Rezente Transformationen von Öffentlichkeiten fordern die kommunikationswissenschaftliche Theoriebildung und Forschung heraus. Dieser Beitrag rückt Praktiken des Widersprechens in den Fokus, denn in vernetzten Öffentlichkeiten haben sich deren Modi weiterentwickelt und diversifiziert – und die Folge...

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Published inMedien & Kommunikationswissenschaft : M & K Vol. 72; no. 2; pp. 141 - 158
Main Authors Thomas, Tanja, Lünenborg, Margreth, Hoffmann, Dagmar, Eichner, Susanne, Kinnebrock, Susanne
Format Journal Article
LanguageEnglish
Published 2024
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Summary:Rezente Transformationen von Öffentlichkeiten fordern die kommunikationswissenschaftliche Theoriebildung und Forschung heraus. Dieser Beitrag rückt Praktiken des Widersprechens in den Fokus, denn in vernetzten Öffentlichkeiten haben sich deren Modi weiterentwickelt und diversifiziert – und die Folgen sind mitunter paradox: Widersprechen erzeugt hochvolatile, von Polyvokalität und Ungleichheit geprägte Öffentlichkeiten. Diese sind u. a. durch das Spannungsverhältnis von Sprechen und Gehört-Werden, von Widersprechen und zum Schweigen-Gebracht-Werden gekennzeichnet. Zentrale Annahmen der hier vorgelegten Heuristik sind, dass Paradoxien des Widersprechens öffentlichkeits- und affekttheoretisch verstanden werden müssen. In den Blick zu nehmen sind dabei die öffentlichkeits- und sozialtheoretische Situierung, die je spezifischen Rahmenbedingungen, die bestimmte Modi des Widersprechens hervorbringen, sowie die Agency der sich artikulierenden Akteur:innen. Ziel ist es, eine Forschungsheuristik anzubieten, die es gleichermaßen erlaubt, Praktiken des Widersprechens zu erfassen, zu analysieren und zu deuten als auch wiederkehrende Muster und Strukturbedingungen des Widersprechens zu identifizieren. Recent transformations in the public sphere challenge the development of theory and research in communication studies. This article focuses on the practice of contradicting, the modes of which have evolved and diversified in networked publics, often resulting in paradoxical consequences. Contradicting gives rise to highly volatile publics characterized by polyvocality and inequality. These dynamics manifest in tensions between speaking and being heard, between contradicting and being silenced. The central assumptions of these heuristics are that the paradoxes of contradicting must be understood within the framework of public sphere theory and questions of affect. Research should be situated within social and public sphere theory, addressing the specific conditions that frame and produce certain modes of contradicting while centering the agency of those speaking publicly. Our objective is to propose a research heuristic capable of capturing, analyzing, and interpreting practices of contradicting, while also identifying recurring patterns and underlying structural conditions.
ISSN:1615-634X
DOI:10.5771/1615-634X-2024-2-141