Epidemiologische Nachbefragung eines Gastroenteritis Ausbruchs in den Allgäuer Alpen

Hintergrund: Am 07.08.09 wurde dem Gesundheitsamt Oberallgäu eine Häufung von Brechdurchfallerkrankungen vom Allgäuer Hauptkamm gemeldet. Mehrere Tage vor dem Geschehen war ein Problem mit der UV-Wasserdesinfektionsanlage auf der Rappensee Hütte aufgetreten. Ziel der vorliegenden Befragung war die P...

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Published inDas Gesundheitswesen
Main Authors Schönberger, K, Wissmann, B von, Hautmann, W, Walters, L, Höller, C, Wildner, M
Format Conference Proceeding
LanguageGerman
Published 02.09.2010
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Summary:Hintergrund: Am 07.08.09 wurde dem Gesundheitsamt Oberallgäu eine Häufung von Brechdurchfallerkrankungen vom Allgäuer Hauptkamm gemeldet. Mehrere Tage vor dem Geschehen war ein Problem mit der UV-Wasserdesinfektionsanlage auf der Rappensee Hütte aufgetreten. Ziel der vorliegenden Befragung war die Prüfung der Hypothese, ob ein Zusammenhang zwischen den Erkrankungen und der defekten Trinkwasseraufbereitungsanlage vorlag. Material und Methoden: Es wurde eine retrospektive Befragung der Besucher von drei betroffenen Hütten (Rappensee Hütte, Kemptener Hütte und Prinz-Luitpold-Haus) durchgeführt. Als Fälle wurden alle Personen betrachtet, die sich im relevanten Zeitraum (zwischen 29.07.09 (Defekt der UV Wasserdesinfektionsanlage) und dem 11.08.09 (maximaler Inkubationszeitraum)) auf einer der drei Hütten aufgehalten hatten und mit gastroenteritischen Beschwerden erkrankten. Ergebnisse: 350 Personen nahmen an der Befragung teil (Rücklauf: 87,5%). Hiervon waren 60,3% Männer und 37,1% Frauen. In der bivariaten Analyse zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang (OR=13,5) zwischen einem Besuch auf der Rappensee Hütte und dem Krankheitsstatus. Bei der Berechnung einzelner Erkrankungsrisiken für mögliche Einflussfaktoren zeigten sich besonders „etwas auf der Hütte getrunken zu haben“ (OR=15,6) und „die Toilette benutzt zu haben“ (OR=13,5) signifikant. In der logistische Regression zeigt sich, dass Personen, die etwas auf der Hütte getrunken hatten, ein 5-fach, Personen, die Wasser von der Hütte mitnahmen ein knapp 6-fach erhöhtes Erkrankungsrisiko hatten. Diskussion/Schlussfolgerungen: Es konnten signifikante Risikoerhöhungen für den Aufenthalt auf der Rappensee Hütte, sowie für „Etwas auf der Hütte getrunken zu haben“ und „Wasser von der Rappensee Hütte mitgenommen zu haben“ gezeigt werden. Bei der Interpretation muss berücksichtigt werden, dass fast alle Personen, die die Rappensee Hütte besuchten, dort auch etwas tranken oder Wasser mitnahmen. Da unvermeidlicher Weise jeder Hüttenbesucher Kontakt zu anderen Personen hatte, ist das Ausbruchsgeschehen grundsätzlich mit einer Norovirusinfektion vereinbar. Da das Kontaktverhalten bei der Befragung nicht erfasst wurde, lässt sich das diesbezügliche Risiko einer Übertragung durch Mensch-zu-Mensch-Kontakt nicht bestimmen.
ISSN:0941-3790
1439-4421
DOI:10.1055/s-0030-1266649