Eleutherococcus und Bluthochdruck – Ende eines Mythos

Hintergrund: Extrakte aus Eleutherococcus senticosus radix („Sibirischer Ginseng“) sind zur Stärkung und Kräftigung bei Müdigkeits- und Schwächegefühl zugelassen und werden besonders häufig bei älteren Patienten eingesetzt. Reviews und Monografien zu Eleutherococcus enthalten i.d.R. den Hinweis auf...

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Published inZeitschrift für Phytotherapie
Main Authors Kraft, K, Schmidt, M
Format Conference Proceeding
LanguageGerman
Published 09.10.2015
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Summary:Hintergrund: Extrakte aus Eleutherococcus senticosus radix („Sibirischer Ginseng“) sind zur Stärkung und Kräftigung bei Müdigkeits- und Schwächegefühl zugelassen und werden besonders häufig bei älteren Patienten eingesetzt. Reviews und Monografien zu Eleutherococcus enthalten i.d.R. den Hinweis auf die Kontraindikation „arterielle Hypertonie“. Damit werden viele ältere Patienten wegen der hohen Prävalenz von Bluthochdruck in dieser Altersgruppe von der Therapie mit Eleutherococcus ausgeschlossen. Methodik: Das wissenschaftliche Material zu Eleutherococcus im Kontext zur arteriellen Hypertonie wurde im Hinblick auf Belege für Blutdruckanstiege nach dessen Anwendung gesichtet und systematisch ausgewertet [1]. Ergebnisse: Alle Zitate zur blutdrucksteigernden Wirkung von Eleutherococcus in den klinischen und präklinischen Studien, den Reviews und den Monografien beziehen sich direkt oder indirekt auf zwei russische Publikationen aus dem Jahr 1966 [2, 3], die in einem Review von 1985 referiert werden [4]. Bei den späteren Veröffentlichungen wurden die Ergebnisse der russischen Arbeiten miteinander vermengt, und es wurde daraus auf gesicherte unerwünschte Wirkungen bei Hypertonikern geschlossen. Die Originaldaten stimmen jedoch damit nicht überein, vielmehr ergeben sich aus anderen Untersuchungen zu Eleutherococcus sogar Hinweise auf eine eher antihypertensive Wirkung. Schlussfolgerung: Die Kontraindikation „arterielle Hypertonie“ ist nicht evidenzbasiert. Die Monografie des Committee on Herbal Medicinal Products der EMA von 2014 enthält deswegen diese Kontraindikation nicht mehr. [1] Schmidt M et al. Botanics: Targets and Therapy 2014; 4: 27 – 32 [2] Mikunis RI et al. LekSredstvaDalÔnego Vostoka. 1966; 7; 227 – 230 [3] Dalinger OI. Vlyanie ekstrakta eleutherocokka na serdechno-sosudistuyu sistemu i nekotorye pokazateli rabotosposobnosti u lits pozhilogo vozrasta. Stimulyatory tsentral'noi nervnoy sistemi. Tomsk Univ., Tomsk, 1966 [4] Farnsworth NR et al. Economic and Medicinal Plant Research. London: Academic Press; 1985
ISSN:0722-348X
1438-9584
DOI:10.1055/s-0035-1565938