Response Shift als Einflussfaktor auf die Veränderungsmessung am Beispiel der gesundheitsbezogenen Lebensqualität bei Prostatakrebspatienten

Hintergrund: Response Shift bezeichnet die Veränderung des Bewertungshintergrunds für ein persönlich bedeutsames Konzept. Dieser Prozess ist für die Veränderungsmessung relevant, da er die Prä-Post-Differenz von Messungen beeinflussen kann. Methodisch lässt sich Response Shift mithilfe von Konfirmat...

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Published inDas Gesundheitswesen
Main Author Jelitte, M
Format Conference Proceeding
LanguageGerman
Published 01.09.2009
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Summary:Hintergrund: Response Shift bezeichnet die Veränderung des Bewertungshintergrunds für ein persönlich bedeutsames Konzept. Dieser Prozess ist für die Veränderungsmessung relevant, da er die Prä-Post-Differenz von Messungen beeinflussen kann. Methodisch lässt sich Response Shift mithilfe von Konfirmatorischen Faktorenanalysen untersuchen, indem bei Mehrfachmessungen einer Stichprobe die Invarianz verschiedener Modellparameter überprüft wird. Dazu zählen (a) das Faktorladungsmuster des gesamten Messmodells, (b) die Faktorladungen einer Indikatorvariablen auf die latente Variable oder (c) die Varianz der Residualvariablen bzw. die Höhe der Intercepts. Methodik. Mithilfe des EORTC-QLQ-C30, einem krebsspezifischen Lebensqualitätsinstrument, wurde die gesundheitsbezogene Lebensqualität bei 212 Prostatakrebspatienten (M (Alter): 66,1 Jahre, SD: 5,7 Jahre) erfasst. Das Gesamtmodell der gesundheitsbezogenen Lebensqualität weist im Längsschnitt eine gute Passung auf (CMIN/DF=1,5, CFI=0,98, RMSEA=0,05). Im zweiten Schritt wurden Restringierungen der oben genannten Parameter (a) bis (c) untersucht. Abschließend wurde der Einfluss eines Response Shifts auf die Schätzung von Effekten der Subskalen des EORTC-QLQ-C30 kalkuliert. Ergebnisse: Ein vollständig restringiertes Modell der gesundheitsbezogenen Lebensqualität bei Prostatakrebspatienten in der Rehabilitation, in dem alle Response-Shift-relevanten Parameter zu beiden Messzeitpunkten gleichgesetzt werden, unterscheidet sich statistisch signifikant von einem nicht-restringierten Modell (CMIN=161,42, DF=8, p<0,001). Es ist demnach davon auszugehen, dass ein Response Shift zwischen beiden Messzeitpunkten aufgetreten ist. Der beobachtete große Effekt der Prä-Post-Messung auf der Skala Rollenfunktionsfähigkeit (ES=0.81) ist zu einem großen Teil auf einen Response Shift zurückzuführen (ES=0.55). Diskussion: Es zeigt sich, dass Response Shift ein relevanter Einflussfaktor auf die Berechnung der Effekte verschiedener Skalen des EORTC QLQ-C30 ist. Dies ist für die indirekte Veränderungsmessung von Bedeutung. Je stärker der Response Shift zwischen zwei Messzeitpunkten ausfällt, desto weniger sind die Differenzwerte eines Prä-Post-Vergleichs im Sinne einer wahren quantitativen Veränderung des untersuchten Konstrukts zu interpretieren, da sich bei den Betroffenen der Bewertungshintergrund für die Einschätzung von Fragebogenitems gewandelt hat.
ISSN:0941-3790
1439-4421
DOI:10.1055/s-0029-1239216