Entscheidungsverhalten in ungewissen und in risikoreichen Situationen bei Patienten mit idiopathischem Parkinson-Syndrom

Fragestellung: Neben motorischen Symptomen zeigen Patienten mit idiopathischem Parkinson-Syndrom (IPS) häufig kognitive und affektive Störungen. Ziel war es, bei IPS-Patienten das Entscheidungsverhalten in ungewissen und risikoreichen Situationen zu beschreiben und Zusammenhänge potenzieller Entsche...

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Published inAktuelle Neurologie
Main Authors Euteneuer, F, Boucsein, W, Schaefer, F, Timmermann, L, Barbe, M, Stürmer, R, Ebersbach, G, Otto, J, Kessler, J, Kalbe, E
Format Conference Proceeding
LanguageGerman
Published 02.09.2008
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Summary:Fragestellung: Neben motorischen Symptomen zeigen Patienten mit idiopathischem Parkinson-Syndrom (IPS) häufig kognitive und affektive Störungen. Ziel war es, bei IPS-Patienten das Entscheidungsverhalten in ungewissen und risikoreichen Situationen zu beschreiben und Zusammenhänge potenzieller Entscheidungsdefizite mit gestörter Exekutivleistung und Emotionsverarbeitung zu analysieren. Methoden: 21 nicht demente IPS-Patienten (mittleres Alter: 67,6 Jahre, Hoehn & Yahr: I-III) und 23 Kontrollprobanden (KG, mittleres Alter: 64,4 Jahre) wurden neuropsychologisch getestet. Entscheidungsfindung in ungewissen Situationen wurde mit der Iowa Gambling Task (IGT) erfasst, einem computergestützten Kartenspiel mit impliziten Regeln. Entscheidungsfindung in risikoreichen Situationen wurde mit der Game of Dice Task (GDT) überprüft, einem virtuellen Würfelspiel, in dem strategisches Vorgehen aufgrund expliziter, stabiler Regeln möglich ist. Während beider Aufgaben wurden elektrodermale Reaktionen (EDRs) als Indikator emotionaler Reaktivität aufgezeichnet. Ergebnisse: Die IPS-Gruppe erzielte in der GDT und IGT geringere mittlere Nettowerte (vorteilhafte Spielzüge minus unvorteilhafte Spielzüge). Der Unterschied zur KG war nur in der GDT signifikant (p=.045). IPS-Patienten nutzten in der GDT weniger negatives Feedback zur Entscheidungsoptimierung (p=.025). Dysexekutive Symptome (Modified Card Sorting Test, phonematische Wortflüssigkeit) korrelierten invers mit dem GDT-Nettowert (r=-.48; p=.027 bis r=.-51; p=.018), nicht mit der IGT. Die KG zeigte -anders als die IPS-Patienten- in der GDT und IGT stärkere verlust- als gewinnassoziierte EDRs. Die Intensität der EDRs zwischen den Gruppen unterschied sich nur nach Verlust signifikant (GDT: p=.021; IGT: p=.035), nicht nach Gewinn. Anders als die KG, zeigten die IPS-Patienten keine stärkeren antizipatorischen EDRs vor ungünstigen IGT-Entscheidungen. Schlussfolgerungen: Bei nicht dementen IPS-Patienten treten Entscheidungsdefizite besonders in Risikosituationen auf. Sie sind mit dysexekutiven, vermutlich durch Dysfunktionen der dorsolateral präfrontal-striatalen Schleife verursachten Symptomen assoziiert. Verminderte Feedbacknutzung, reduzierte EDRs nach Verlust und die auch bei Patienten mit orbitofrontalen Läsionen beobachteten, reduzierten EDRs vor ungünstigen IGT-Entscheidungen sprechen für eine gestörte emotionale Bewertung negativer Reize, die vermutlich durch Dysfunktionen der limbisch-orbitofrontalen Schleife bedingt ist.
ISSN:0302-4350
1438-9428
DOI:10.1055/s-0028-1087002