Können strukturierte Ferienfreizeiten für Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes die Kenntnisse über die Behandlung verbessern und nachhaltig den Umgang mit dem Diabetes fördern?

Fragestellung: Führt die Teilnahme an strukturierten Ferienfreizeiten zu mehr Wissen über die Diabetesbehandlung? Können Eltern bei ihren Kindern 1/4 Jahr nach einer Freizeit Veränderungen im Umgang mit dem Diabetes feststellen? Methodik: Das Wissen über den Diabetes wurde mit dem standardisierten F...

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Published inDiabetologie und Stoffwechsel
Main Authors Bartus, B, Föhl, A, Weidemeyer, S, Herrmann, M, Voll, A, Zieher, S, Kühnle, A, Zezulak, U
Format Conference Proceeding
LanguageGerman
Published 18.04.2008
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Summary:Fragestellung: Führt die Teilnahme an strukturierten Ferienfreizeiten zu mehr Wissen über die Diabetesbehandlung? Können Eltern bei ihren Kindern 1/4 Jahr nach einer Freizeit Veränderungen im Umgang mit dem Diabetes feststellen? Methodik: Das Wissen über den Diabetes wurde mit dem standardisierten Fragebogen KiDiBo (Kinder-Diabetes-Bogen, 2000/2006) zu Beginn und am Ende der 1-wöchigen erlebnispädagogisch und diabetologisch betreuten Freizeiten gemessen. Die aktuelle Version hat 25 Items zu den Bereichen „Insulin und Injektion“, „Selbstkontrolle und Sicherheit“, „Hypoglykämie und Vorbeugung“ und „Hyperglykämie und Azeton“. Geantwortet wird im Multiple-Choise Modus. Für die Nachbefragung der Eltern wurde ein Fragebogen mit 3 Skalen zu je 10 Items konstruiert und teststatistisch geprüft: 1. „Umgang mit dem Diabetes“ (Cronbach's α 0.88), 2. „Selbständigkeit bei der Diabetesbehandlung“ (Cronbach's α 0.85) und 3. „Allgemeines Verhalten des Kindes“ (Cronbach's α 0.79). Die Antworten erfolgten auf einer Skala von 0 bis 3). Statistische Analysen wurden mit SPSS 12.2 erstellt. Ergebnisse: Seit 2003 haben n=206 Kinder und Jugendliche (53,4% Jungen) an den Ferienfreizeiten am Bodensee teilgenommen (gefördert von LifeScan Deutschland). Mittleres Alter 11,4±1,4 Jahre (min-max: 8–15,1 Jahre), Diabetesdauer 3,3±3,1 Jahre, mittleres HbA1c (aus den Anmeldebriefen) 7,4±1,1%. Eine ICT führten 74,8% der Kinder durch und 25,2% eine CSII. Im Wissenstest gab es eine signifikante Zunahme (p<0,001) der richtigen Antworten von 47,9±5,6 Punkten zu Beginn auf 51,3±4,8 Punkte am Ende der Freizeiten. Dagegen nahmen die falschen Antworten von 12,2±6,2 auf 8,2±4,9 Punkte ebenfalls signifikant ab (p<0,001). Der Fragebogen für die Nachbefragung wurde den Eltern der Kinder aus der letzten Freizeit (n=18) 3 Monate später zugesandt (Rücklauf 83%). Die meisten Veränderungen sahen die Eltern bei ihren Kindern im „Umgang mit dem Diabetes“ (Skalenmittel: 1,3) gefolgt von der „Selbständigkeit bei der Diabetesbehandlung“ (Skalenmittel: 1,1) und dem „Allgemeinen Verhalten und Befinden des Kindes“ (Skalenmittel: 1,1). Im Einzelnen gaben die Eltern an, dass ihre Kinder nach der Freizeit mehr über den Diabetes und der Behandlung wussten, eigenständiger bei der Behandlung wurden, mehr alleine unternehmen konnten und Kohlenhydrate genauer berechnen konnten. Kaum Änderungen gab es beim Führen des BZ-Tagebuches. Schlussfolgerung: Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes können durch Teilnahme an diabetologisch betreuten Ferienfreizeiten ihr Wissen über den Diabetes und seiner Behandlung deutlich verbessern. 3 Monate nach der Freizeit haben die Eltern positive Veränderungen im Umgang ihres Kindes mit dem Diabetes berichtet. Die in den Freizeiten erworbenen diabetesspezifischen Kompetenzen scheinen längerfristig Bestand zu haben. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung strukturierter Ferienfreizeiten in der Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes.
ISSN:1861-9002
1861-9010
DOI:10.1055/s-2008-1076311