Schätzen Eltern das Gewicht ihrer Kinder richtig ein und welche Faktoren beeinflussen eine mögliche Fehleinschätzung? – Eine Auswertung von Daten der KiGGS-Studie

Hintergrund: Die Einschätzung des Körpergewichts von Kindern durch ihre Eltern ist nach heutigen Erkenntnissen gesundheitlich relevant. Einerseits können Über- oder Untergewicht nicht erkannt und somit notwendige Gegenmaßnahmen nicht eingeleitet werden. Andererseits können Eltern normalgewichtige Ki...

Full description

Saved in:
Bibliographic Details
Published inDas Gesundheitswesen
Main Authors Greiner, F, Schillmöller, Z, Färber, C
Format Conference Proceeding
LanguageGerman
Published 02.09.2010
Online AccessGet full text

Cover

Loading…
More Information
Summary:Hintergrund: Die Einschätzung des Körpergewichts von Kindern durch ihre Eltern ist nach heutigen Erkenntnissen gesundheitlich relevant. Einerseits können Über- oder Untergewicht nicht erkannt und somit notwendige Gegenmaßnahmen nicht eingeleitet werden. Andererseits können Eltern normalgewichtige Kinder falsch einschätzen und sie infolgedessen unnötigem Druck aussetzen. Aus den bundesweit repräsentativen Daten der KiGGS-Studie wird die Prävalenz von Kindern und Jugendlichen, deren Gewicht falsch eingeschätzt wird, berechnet und mögliche Risikofaktoren einer Fehlschätzung werden analysiert. Methodik: Für die Prävalenzberechnungen wurde der gemessene Gewichtsstatus (Gewichtsklassifizierung des BMI nach Kromeyer-Hauschild) von 14.299 Kinder und Jugendlichen im Alter von 3 bis 17 Jahren mit der abgefragten Gewichtseinschätzung der Eltern verglichen. Mögliche Einflussfaktoren einer Fehleinschätzung (Geschlecht und Alter des Kindes, Sozialstatus, Migrationshintergrund) wurden u.a. mittels Chi-Quadrat-Test nach Pearson mehrfach stratifiziert analysiert. Ergebnisse: 77,9% aller Kinder waren normalgewichtig, aber nur 61,4% wurden von den Eltern als „genau richtig“ beschrieben. Von den normalgewichtigen Kindern wurden 17,9% unter- und 9,0% überschätzt. In der Gruppe der Übergewichtigen (15,0%) wurden 17,5% unterschätzt, in der Gruppe der Untergewichtigen (7,1%) wurden 26,5% überschätzt. Das Geschlecht erwies sich in allen Gewichtsklassen als relevanter Einflussfaktor. Ein Übergewicht wurde bei 20,8% der Jungen (Mädchen 14,0%), ein Untergewicht bei 30,1% der Mädchen nicht erkannt (Jungen 23,4%). Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren hatten das höchste Risiko, dass ihr Übergewicht nicht erkannt wird (40,6%). Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund sind deutlich öfter von Übergewicht betroffen, dieses wird aber von deren Eltern im gleichen Maße erkannt als bei Kindern ohne Migrationshintergrund (p=0,625). Der Sozialstatus war nur bei den NichtmigrantInnen relevant. Diskussion: Übergewicht von Kindern wird erkannt. Für Mädchen und Jungen werden unterschiedliche Maßstäbe angelegt. Die dahinterliegenden Gründe einer Fehleinschätzung bleiben unklar ebenso wie die Frage, ob diese mit Konsequenzen (z.B. Ernährung, Druck auf die Kinder) verbunden ist. Zur Entwicklung und Umsetzung von Präventionsmassnahmen ist es notwendig, Merkmale der Gewichtswahrnehmung weiter zu erforschen.
ISSN:0941-3790
1439-4421
DOI:10.1055/s-0030-1266610