Hypophysenfunktionsstörung nach schwerer Schädel-Hirn-Verletzung – Bedeutung für die Neurorehabilitation?

Fragestellung: Zunehmend bekannt ist, dass eine Hypophysenvorderlappeninsuffizienz Komplikation einer Schädel-Hirn-Verletzung sein kann (1, 2, 5). Problematisch ist, dass die oft schleichende und unspezifische Symptomatik durch die Symptomatik eines Traumas verschleiert sein kann (3, 7). Es ergibt s...

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Published inPhysikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin
Main Authors Steube, D, Mädl, J
Format Conference Proceeding
LanguageGerman
Published 14.11.2005
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Summary:Fragestellung: Zunehmend bekannt ist, dass eine Hypophysenvorderlappeninsuffizienz Komplikation einer Schädel-Hirn-Verletzung sein kann (1, 2, 5). Problematisch ist, dass die oft schleichende und unspezifische Symptomatik durch die Symptomatik eines Traumas verschleiert sein kann (3, 7). Es ergibt sich die Frage nach der Häufigkeit dieser Funktionsstörung in einem frührehabilitativen Klientel nach Schädel-Hirn-Verletzung mit möglicher Bedeutung für die Therapiemodifikation. Methode: Im Zeitraum von November 2003 bis September 2004 wurde bei 69 Patienten mit einer schweren Schädel-Hirn-Verletzung, die zur neurologisch-neurochirurgischen Frührehabilitation aufgenommen wurden, bis drei Tage nach der Aufnahme eine Laboruntersuchung durchgeführt. Bestimmt wurden einmalig Prolaktin, Testosteron, freies Thyroxin, Cortisol sowie Somatomedin C. Ergebnis: Bei 93% der Patienten fanden sich pathologische Laborscreening-Werte, wobei vor allem Cortisol und Testosteron betroffen waren. Bei 32 fand sich eine Funktionsstörung, 14 mal zwei Funktionsstörungen und 15 mal drei Störungen. Bei 3 Patienten waren vier der Hypophysenfunktionen betroffen. Diskussion: Die Untersuchungsergebnisse weisen darauf hin, dass Hypophysenfunktionsstörungen nach einer Schädel-Hirn-Verletzung häufiger sein können als bisher angenommen (5, 6, 7). Beachtet werden muss bei dieser Betrachtung jedoch die Differenzialdiagnose der erhobenen Befunde und der hohe Anteil der traumatischen Subarachnoidalblutungen in der Klientel (4). Langanhaltende Bewusstseinsstörungen, neuropsychologische Defizite, depressive Verläufe und Verlust an Muskelmasse trotz adäquater Ernährung könnten somit auch eine indirekte Unfallfolge sein (3, 4). Da das Wachstumshormon, die Sexualhormone, Cortisol und Schilddrüsenhomone neurotrope Hormone darstellen, könnte die Substitution positive Auswirkungen auf den Rehabilitationsverlauf haben. Gefordert werden eine systematische erweiterte Hypophysendiagnostik bei pathologischem Screening ebenso wie entsprechende Therapiestudien (3, 7, 8). Literatur: 1 Cyran E. Hypophysenschädigung durch Schädelbasisfraktur. Dtsch Med Wschr 1918; 44: 1261 2 Eledrisi MS, Urban RJ, Liebermann SA. Brain Injury and Neuroendocrine Function. Endocrinologist 2001; 11 (4): 275–281 3 Hellawell DJ, Taylor RT, Pentland B. Cognitive and psychosocial outcome following moderate or severe traumatic brain injury. Brain Inj 1999; 13: 489–504 4 Kreitschmann-Andermahr I, Hoff C, Saller B, Niggemeier S, Pruemper S, Hütter BO, Rohde V, Gressner A, Matern S, Gilsbach JM. Prevalence of Pituitary Deficiency in Patients after Aneurysmal Subarachnoid Hemorrhage. J Clin Endocrinol Metab 2004; 89 (10): 4986–4992 5 Kelly DF, Gaw Gonzalo IT, Cohan P, Bermann N, Swerdloff R, Wang C: Hypopituitarism following traumatic brain injury and aneurysmal subarachnoid hemorrhage: a preliminary report. J Neurosurg 2000; 93; 743–752 6 Lieberman SA, Oberoi AL, Gilkison CR, Mosel BE, Urban RJ. Prevalence of Neuroendocrine Dysfunction in Patients Recovering from Traumatic Brain Injury. J Clin Endocrinol Metab 2001; 86: 2752–2756 7 Schneider HJ, Schneider M, von Rosen F, Stalla GK. Hypophyseninsuffizienz nach Schädel-Hirn-Trauma. Dt Ärztebl 2004; 101: 7121–717 8 Springer J, Cholett A. A traumatic car crash. Lancet 2001; 357: 1848
ISSN:0940-6689
1439-085X
DOI:10.1055/s-2005-917921