Blindheit und die kulturelle Produktion visuellen Sinns

Zusammenfassung Die Studie zeigt anhand von qualitativen episodischen Leitfadeninterviews mit blinden Personen, wie Praktiken des Sehens kulturell gelenkt werden und die visuelle Kultur subjektivierend wirkt. Dies wird anhand von zwei empirischen Beispielen verdeutlicht. Zum einen werden die Auskünf...

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Published inÖZS. Österreichische Zeitschrift für Soziologie Vol. 37; no. 2; pp. 185 - 201
Main Author Mraczny, Sebastian
Format Journal Article
LanguageGerman
Published Heidelberg VS-Verlag 01.06.2012
Springer Nature B.V
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Summary:Zusammenfassung Die Studie zeigt anhand von qualitativen episodischen Leitfadeninterviews mit blinden Personen, wie Praktiken des Sehens kulturell gelenkt werden und die visuelle Kultur subjektivierend wirkt. Dies wird anhand von zwei empirischen Beispielen verdeutlicht. Zum einen werden die Auskünfte blinder Interviewpartnerinnen über das Aussehen (im Sinne von Attraktivität) von Personen herangezogen, um zu zeigen, inwiefern diese Kategorie situativ relevant oder irrelevant gemacht wird. Hier lässt sich erkennen, wie sie als diskursive Größe die visuelle Wahrnehmung anleitet, insofern sie sich auch für Blinde entlang diskursiver Regeln als relevant erweist. Zum zweiten werden „Reparaturstrategien“ Blinder analysiert, mit denen die unabsichtliche Verletzung von Höflichkeitsnormen (ähnlich Krisenexperimenten) durch Blinde bearbeitet und die visuelle Ordnung interaktiv wiederhergestellt und bestätigt wird. Daran lässt sich nachzeichnen: erstens wie die visuelle Wahrnehmung von Personen in der Interaktion strukturiert ist; zweitens wie die Subjektposition „Blind“ die Ordnung der visuellen Kultur reproduziert. In der Zusammenschau lässt sich erkennen, dass die visuelle Kultur sowohl Praktiken des Sehens als auch der Blindheit normiert und „abweichende“ und „normale“ visuelle Subjekte hervorbringt.
Bibliography:SourceType-Scholarly Journals-1
ObjectType-Feature-1
content type line 14
ISSN:1011-0070
1862-2585
DOI:10.1007/s11614-012-0030-x