Langzeittherapie mit Opioiden bei chronischem nicht-tumorbedingtem Schmerz Systematische Übersicht und Metaanalyse der Wirksamkeit, Verträglichkeit und Sicherheit in offenen Anschlussstudien über mindestens 26 Wochen

Zusammenfassung Hintergrund Die Wirksamkeit und Sicherheit der Langzeittherapie mit Opioiden (≥ 6 Monate) bei chronischem nicht-tumorbedingtem Schmerz (CNTS) ist umstritten. Eine systematische Übersichtsarbeit mit Metaanalyse der Wirksamkeit, Verträglichkeit und Sicherheit in offenen Anschlussstudie...

Full description

Saved in:
Bibliographic Details
Published inSchmerz (Berlin, Germany) Vol. 29; no. 1; pp. 96 - 108
Main Authors Häuser, W., Bernardy, K., Maier, C.
Format Journal Article
LanguageGerman
Published Berlin/Heidelberg Springer Berlin Heidelberg 21.02.2015
Subjects
Online AccessGet full text

Cover

Loading…
More Information
Summary:Zusammenfassung Hintergrund Die Wirksamkeit und Sicherheit der Langzeittherapie mit Opioiden (≥ 6 Monate) bei chronischem nicht-tumorbedingtem Schmerz (CNTS) ist umstritten. Eine systematische Übersichtsarbeit mit Metaanalyse der Wirksamkeit, Verträglichkeit und Sicherheit in offenen Anschlussstudien randomisierter, kontrollierter Studien (RCT) wurde bisher nicht durchgeführt. Methoden Bis Dezember 2013 wurden MEDLINE und clinicaltrials.gov wie auch die Literaturverzeichnisse von systematischen Übersichtsbeiträgen zu Langzeit-RCT mit Opioiden bei CNTS durchsucht. Wir schlossen offene Anschlussstudien mit einer Studiendauer von ≥ 26 Wochen von RCT mit einer Dauer von ≥ 2 Wochen ein. Mithilfe eines Random-effects-Modells wurden für kategoriale Daten gepoolte Schätzungen von Ereignisraten und für kontinuierliche Variablen standardisierte Mittelwertdifferenzen (SMD) berechnet. Ergebnisse Eingeschlossen wurden 11 offene Anschlussstudien mit 2445 Teilnehmern, die nozizeptive (Kreuzschmerz, Arthrose) und neuropathische Schmerzen (radikulär, Polyneuropathie) hatten. Die Studiendauer betrug im Median 26 Wochen (26–108 Wochen). In 4 Studien wurde Oxycodon getestet, in 2 Tramadol und Buprenorphin. Jeweils in einer Studie wurden Hydromorphon, Morphin, Oxymorphon und Tapentadol untersucht. Von den bei Studienbeginn randomisierten Patienten schlossen 28,5 % [95 %-Konfidenzintervall (KI): 17,9 %; 39,2 %) die offene Phase ab; 53,5 % der Patienten (95 %-KI: 38,1 %; 68,2 %), die in die offene Phase eintraten, beendeten sie auch. Der Gesamtverlust lag bei 71,5 % (95 %-KI: 60,9 %; 83,1 %) aller Patienten, die anfänglich in die RCT eingeschlossen worden waren. Insgesamt 4,9 % der Patienten (95 %-KI: 2,9 %; 8,2 %) brachen die Anschlussstudie wegen fehlender Wirksamkeit ab, 16,8 % (95 %-KI: 11,0 %; 24,8 %) wegen unerwünschter Ereignisse in der offenen Phase. Ein Anteil von 0,08 % (95 %-KI: 0,001 %; 0,05 %) verstarb in der offenen Phase. Lediglich eine Studie beinhaltete systematische Untersuchungen eines Fehlverhaltens im Umgang mit den Medikamenten: Nach Einschätzung der Untersucher zeigten 5,7 % (95 %-KI: 3,4 %; 9,6 %) ein solches Verhalten, nach unabhängiger Expertenmeinung waren es 2,6 % (95 %-KI: 1,2 %; 5,8 %). Es fand sich keine signifikante Veränderung der Schmerzintensität zwischen dem Ende der randomisierten Phase und dem Ende der offenen Phase [SMD: 0,19 (− 0,03; 0,41); p = 0,50; 6 Studien mit 1360 Teilnehmern). Schlussfolgerungen Nur eine Minderheit der Patienten, die bei der Randomisierung für eine Opioidtherapie ausgewählt worden waren, beendete die offene Langzeitstudie. Bei diesen Patienten konnten allerdings anhaltende Effekte einer Schmerzreduktion gezeigt werden. Eine Langzeittherapie mit Opioiden kann bei sorgfältig ausgewählten und überwachten CNTS-Patienten erwogen werden, die in der kurzfristigen Therapie mit Opioiden bei zumindest tolerablen unerwünschten Ereignissen eine klinisch bedeutsame Schmerzreduktion erfahren haben.
ISSN:0932-433X
1432-2129
DOI:10.1007/s00482-014-1452-0