Herausforderung und Bedeutung der Stoffwechseleinstellung bei Gestationsdiabetes im 3. Trimenon

Gestationsdiabetes (GDM) ist die häufigste materne Schwangerschaftskomplikation und betrifft mit steigender Prävalenz aktuell in Deutschland 9,98 % aller Schwangeren. Das Gros der Frauen mit GDM erreicht mit einer moderaten Ernährungsumstellung und körperlicher Aktivität die empfohlenen Blutglukosew...

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Published inDiabetologie (Online) Vol. 19; no. 6; pp. 773 - 777
Main Author Schaefer-Graf, Ute M.
Format Journal Article
LanguageGerman
Published Heidelberg Springer Nature B.V 01.09.2023
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Summary:Gestationsdiabetes (GDM) ist die häufigste materne Schwangerschaftskomplikation und betrifft mit steigender Prävalenz aktuell in Deutschland 9,98 % aller Schwangeren. Das Gros der Frauen mit GDM erreicht mit einer moderaten Ernährungsumstellung und körperlicher Aktivität die empfohlenen Blutglukosewerte. Dahingegen kann die Betreuung bei Frauen mit Adipositas und präkonzeptioneller Insulinresistenz eine Herausforderung sein, da z. T. sehr hohe Insulindosierungen benötigt werden, um Nüchternglukosewerte um 95 mg/dl (5,3 mmol/l) zu erreichen. Als Ultima Ratio kann eine zusätzliche Metformingabe erwogen werden, was den weiteren gewünschten Effekt der Verminderung der Gewichtszunahme hat. Eine übermäßige Gewichtszunahme erhöht den Insulinbedarf zusätzlich, was mit einer weiteren Gewichtszunahme einhergeht. Die Gewichtszunahme beeinflusst das fetale Wachstum und auch die langfristige Gewichtsentwicklung der Kinder. Die Auswirkungen der Qualität der Stoffwechseleinstellung auf das fetale Wachstum machen sich insbesondere im 3. Trimenon bemerkbar, wenn das fetale Pankreas in der Lage ist, in erheblichen Maße Insulin als Reaktion auf eine erhöhte Glukosezufuhr zu produzieren. Insulin ist der stärkste Wachstumsfaktor in der Schwangerschaft und fördert die Ausbildung des subkutanen Fettgewebes beim Fetus. Das führt zum typischen asymmetrischen fetalen Wachstum bei Diabetes mellitus mit späterer hoher neonataler Fettmasse. Bei Adipositas ist die Normalisierung des Wachstums allein durch eine Blutzuckereinstellung nur begrenzt möglich, da auch die erhöhten maternen Lipidwerte das fetale Wachstum triggern, die sich wiederum durch Insulin positiv beeinflussen lassen. Das spricht für eine großzügige Insulinindikation bei Adipositas.
ISSN:2731-7447
2731-7455
DOI:10.1007/s11428-023-01088-3