Oralisierung langzeitbeatmeter Patienten mit Trachealkanüle Unterschätzte Gefahr von Dysphagien

Zusammenfassung Hintergrund Dysphagien sind eine häufige und potenziell lebensbedrohliche Komplikation bei langzeitbeatmeten tracheotomierten Patienten, da sie zu Aspiration und Pneumonie führen können. Dessen ungeachtet werden viele Patienten auf der Intensivstation (ITS) oralisiert, ohne dass zuvo...

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Published inMedizinische Klinik, Intensivmedizin und Notfallmedizin Vol. 110; no. 1; pp. 55 - 60
Main Authors Heidler, M.-D., Bidu, L., Friedrich, N., Völler, H.
Format Journal Article
LanguageGerman
Published Berlin/Heidelberg Springer Berlin Heidelberg 01.02.2015
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Summary:Zusammenfassung Hintergrund Dysphagien sind eine häufige und potenziell lebensbedrohliche Komplikation bei langzeitbeatmeten tracheotomierten Patienten, da sie zu Aspiration und Pneumonie führen können. Dessen ungeachtet werden viele Patienten auf der Intensivstation (ITS) oralisiert, ohne dass zuvor ihre Schluckfähigkeit ausreichend eruiert wurde. Zielstellung Das Ziel der Untersuchung war die Ermittlung der Prävalenz von Dysphagien mit Aspiration bei invasiv langzeitbeatmeten Patienten, die auf der ITS mit geblockter Trachealkanüle oral ernährt wurden. Methode Es wurde eine fiberendoskopische Schluckuntersuchung von 43 konsekutiven Patienten am Aufnahmetag in die Frührehabilitation durchgeführt. Ergebnisse Von allen auf der ITS oralisierten Patienten aspirierten 65 %, davon 71 % still. Es zeigte sich kein Zusammenhang zwischen Aspiration und Geschlecht, Beatmungsindikation (Grunderkrankung), Beatmungsdauer oder Liegezeit von Tubus und Trachealkanüle. Der Zusammenhang zwischen Aspiration und Erkrankungsalter war jedoch signifikant (p = 0,041), wobei Patienten, die aspirierten, älter waren (Mittelwert = 70, Median = 74 Jahre) als Patienten, die nicht aspirierten (Mittelwert = 66 Jahre, Median = 67 Jahre). Schlussfolgerung Intubation und nachfolgende Tracheotomie führen unabhängig von der Grunderkrankung sehr häufig zu potenziell lebensbedrohlichen Schluckstörungen mit Aspiration. Vor einer Oralisierung sollte daher bei allen (v. a. älteren) invasiv langzeitbeatmeten Patienten die Schluckfähigkeit überprüft werden. Hierzu bietet sich eine fiberoptische Untersuchung oder ein Speichelfärbetest an, wenn eine Entblockung mit Sprechventilaufsatz in Spontanatmungsphasen möglich ist.
ISSN:2193-6218
2193-6226
DOI:10.1007/s00063-014-0397-5