Dosis-Wirkung-Zusammenhang zwischen physischen Belastungen und lumbalen Bandscheibenerkrankungen Ergebnisse der DWS-Richtwertestudie

Zusammenfassung Zielsetzung Aus den Ergebnissen der Deutschen Wirbelsäulenstudie (DWS1), die die Basis der hier vorgestellten DWS-Richtwertestudie (DWS2) darstellen, ist die grundsätzliche Aussage ableitbar, dass auch unterhalb bestimmter Schwellenwerte des Mainz-Dortmunder Dosismodells (MDD) Risike...

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Published inZentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie Vol. 64; no. 4; pp. 239 - 257
Main Authors Seidler, A., Bergmann, A., Bolm-Audorff, U., Ditchen, D., Ellegast, R., Euler, U., Haerting, J., Haufe, E., Jordan, C., Kersten, N., Kuss, O., Luttmann, A., Morfeld, P., Schäfer, K., Jäger, M.
Format Journal Article
LanguageGerman
Published Berlin/Heidelberg Springer Berlin Heidelberg 2014
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Summary:Zusammenfassung Zielsetzung Aus den Ergebnissen der Deutschen Wirbelsäulenstudie (DWS1), die die Basis der hier vorgestellten DWS-Richtwertestudie (DWS2) darstellen, ist die grundsätzliche Aussage ableitbar, dass auch unterhalb bestimmter Schwellenwerte des Mainz-Dortmunder Dosismodells (MDD) Risiken für die Entstehung einer bandscheibenbedingten Erkrankung der Lendenwirbelsäule bestehen. In den verwendeten Dosismodellen der DWS1 wurden die Schwellenwerte der Bandscheibendruckkraft, Rumpfvorneigung und Tagesdosis nicht getrennt voneinander, sondern in Kombination variiert. Daher erlaubten die bisherigen Auswertungen der DWS1 keine Aussagen zu Dosismodellen, die durch definierte Absenkung einzelner Eigenschaften des MDD, z. B. der Druckkraft, bei Beibehaltung der übrigen Eigenschaften gekennzeichnet sind. Ziel der DWS2 ist die wissenschaftlich fundierte Ableitung eines Dosismodells unter Berücksichtigung geeigneter Schwellenwerte. Material und Methoden In der DWS2 werden die Schwellenwerte (Bandscheibendruckkraft, Rumpfvorneigung, Tagesdosis) einzeln und anschließend auch kombiniert variiert. Dabei wird die Anpassungsgüte der resultierenden Dosismodelle zur Beschreibung des Dosis-Wirkung-Zusammenhangs auf der Grundlage der kontinuierlichen Dosiswerte anstelle klassierter Daten in der DWS1 und unter Einsatz verschiedener statistischer Methoden [z. B. Akaike-Informationskriterium (AIC), Multi-Modell-Ansätze, fraktionale Polynome] ermittelt. Ergebnisse In die Berechnung der Schwellenwerte gingen die Informationen mehrerer gut anpassender, einen breiten Bereich von Schwellenwerten repräsentierender Dosismodelle ein. Unter Einsatz statistischer Mittelungsverfahren (Multi-Modell-Ansätze) ließen sich daraus folgende Schwellenwerte ableiten: eine Bandscheibendruckkraft von 3,2 kN für Männer und 2,5 kN für Frauen, ein Rumpfneigungswinkel von 45°, eine Tagesdosis von 2,0 kNh bei Männern und 0,5 kNh bei Frauen. Weiterhin ließ sich eine Verdopplungsdosis des Bandscheibenerkrankungsrisikos von etwa 7 MNh bei Männern und etwa 3 MNh bei Frauen ermitteln. Schlussfolgerungen Die vertiefende Reanalyse der Daten der DWS1 liefert eine wichtige Grundlage zur Beurteilung der Dosis-Wirkung-Beziehung zwischen körperlichen Belastungen und bandscheibenbedingten Erkrankungen. Zunächst sind statistische Unsicherheiten bei der Ableitung von Schwellenwerten sowie die Vereinbarkeit der Studienergebnisse mit den Anforderungen des Berufskrankheitenrechts zu diskutieren, bevor konkrete Folgerungen für die Berufskrankheit Nr. 2108 gezogen werden können.
ISSN:0944-2502
2198-0713
DOI:10.1007/s40664-014-0035-3