Abschätzung von lumbalen Bandscheiben-Druckkräften in BK-2108-Verfahren Entwicklung eines Instruments innerhalb der DWS-Richtwertestudie

Zusammenfassung Hintergrund Die Anamnese der arbeitstechnischen Voraussetzungen bei der Berufskrankheit Nr. 2108 der Berufskrankheiten-Verordnung (BKV) stützt sich in der Regel auf eine detaillierte retrospektive Expositionsermittlung. Das zu diesem Zweck entwickelte Mainz-Dortmunder Dosismodell (MD...

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Published inZentralblatt für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie Vol. 64; no. 4; pp. 258 - 269
Main Authors Ditchen, D., Lundershausen, N., Bergmann, A., Bolm-Audorff, U., Haerting, J., Haufe, E., Kersten, N., Luttmann, A., Morfeld, P., Schäfer, K., Seidler, A., Voß, J., Jäger, M., Ellegast, R.
Format Journal Article
LanguageGerman
Published Berlin/Heidelberg Springer Berlin Heidelberg 2014
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Summary:Zusammenfassung Hintergrund Die Anamnese der arbeitstechnischen Voraussetzungen bei der Berufskrankheit Nr. 2108 der Berufskrankheiten-Verordnung (BKV) stützt sich in der Regel auf eine detaillierte retrospektive Expositionsermittlung. Das zu diesem Zweck entwickelte Mainz-Dortmunder Dosismodell (MDD) bietet eine standardisierte Methode zur Abschätzung der Bandscheiben-Druckkraft auf Basis von 6 Bestimmungsgleichungen für das Heben und Tragen von Lasten sowie 1 Bestimmungsgleichung für Tätigkeiten in extremer Rumpfbeugehaltung. Das MDD zählte in der Deutschen Wirbelsäulenstudie (DWS1) nicht zu den besten Dosismodellen, sodass es ein Ziel der DWS-Reanalyse oder DWS-Richtwertestudie (DWS2) war, modifizierte Bestimmungsgleichungen zur Abschätzung lumbosakraler Bandscheiben-Druckkräfte abzuleiten und somit ein für die Berufskrankheitenpraxis verbessertes Instrument zu entwickeln. Material und Methoden Die Ableitung der Bestimmungsgleichungen erfolgte auf Grundlage der DWS1, in der die berufliche Exposition von etwa 1200 Probanden detailliert per Experteninterview und anschließender individueller biomechanischer Modellierung der Bandscheiben-Druckkräfte ermittelt wurde. Der Datensatz beinhaltete insgesamt etwa 1900 verschiedene Belastungskombinationen für Hebe-, Absenk-, Umsetz-, Halte- und Tragevorgänge, aus denen sich mittels linearer Regression Bestimmungsgleichungen zur Abschätzung der Bandscheiben-Druckkraft ableiten ließen. Um einen in der Praxis anwendbaren Satz an Bestimmungsgleichungen zu erhalten, waren die Kombinationen durch repräsentative Auswahl und sinnvolle Zusammenlegung entsprechend zu reduzieren. Zur Validierung der formelbasierten Druckkraftabschätzung erfolgte ein Methodenvergleich durch Gegenüberstellung der formelbasierten und der biomechanisch modellierten vorgangsspezifischen Expositionen (via des Simulationsprogramms „Der Dortmunder“) für insgesamt 4450 Arbeitsschichten. Ergebnisse Nach Prüfung einzelner Zwischenschritte konnte ein finaler Formelsatz abgeleitet werden, der aus insgesamt 11 Bestimmungsgleichungen für Hebe-, Halte- und Tragevorgänge sowie 4 Faktoren zur Beschreibung einhändiger, körperferner oder asymmetrischer Lastenhandhabung besteht. Die Prüfung auf Validität der entsprechend berechneten Expositionen ergab gute bis akzeptable Übereinstimmungen mit den als Referenz definierten Berechnungen auf der Grundlage vorgangsspezifischer biomechanischer Simulationsrechnungen. Schlussfolgerung Die Kernergebnisse der vorliegenden Reanalyse lassen sich mit dem finalen Formelsatz gut reproduzieren und die Anzahl von 11 Bestimmungsgleichungen und 4 Faktoren für manuelle Lastenhandhabungen erscheint praxistauglich. Die Anwendung der abgeleiteten Berechungsformeln kann unabhängig von der Diskussion um die Einführung und Höhe von Richtwerten bei der BK Nr. 2108 erfolgen.
ISSN:0944-2502
2198-0713
DOI:10.1007/s40664-014-0036-2