Psychosoziale Arbeitsbedingungen Medizinischer Fachangestellter: Ergebnisse einer qualitativen Studie zu den berufsspezifischen Belastungen, Ressourcen, Präventionsmöglichkeiten und Interventionsbedürfnissen

Für Gesundheitsberufe wurden vielfach ungünstige psychosoziale Arbeitsbedingungen beschrieben. Diese können nicht nur die Gesundheit der Beschäftigten beeinträchtigen, sondern auch die Qualität der von ihnen geleisteten Versorgung. Im Fokus der Arbeitsstressforschung standen bislang vor allem Ärzte...

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Published inZeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen Vol. 126; pp. 43 - 51
Main Authors Vu-Eickmann, Patricia, Loerbroks, Adrian
Format Journal Article
LanguageGerman
Published Elsevier GmbH 01.10.2017
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Summary:Für Gesundheitsberufe wurden vielfach ungünstige psychosoziale Arbeitsbedingungen beschrieben. Diese können nicht nur die Gesundheit der Beschäftigten beeinträchtigen, sondern auch die Qualität der von ihnen geleisteten Versorgung. Im Fokus der Arbeitsstressforschung standen bislang vor allem Ärzte und Pflegekräfte. Die Befundlage zu Medizinischen Fachangestellten (MFAs) ist hingegen begrenzt, obwohl MFAs die größte Berufsgruppe in der ambulanten Versorgung stellen. Das Ziel unserer Studie war es daher, vertiefende Erkenntnisse zu den Arbeitsbelastungen und Ressourcen von MFAs sowie zu den Präventionsmöglichkeiten und Interventionsbedürfnissen zu erlangen. Über eine kriteriengesteuerte Auswahl von Arztpraxen im Düsseldorfer Raum sowie in Zusammenarbeit mit dem Verband medizinischer Fachberufe e.V. wurden Studienteilnehmer rekrutiert. Es wurden 26 leitfadengestützte Einzelinterviews durchgeführt (11/2015–02/2016), transkribiert und inhaltsanalytisch mittels MaxQDA ausgewertet. Ein hohes Arbeitspensum und nicht planbare Ereignisse wurden als ausgeprägte berufsbezogene Stressoren erlebt. Zwischenmenschliche Schwierigkeiten mit den Vorgesetzten sowie ein fehlender Rückhalt im Team waren weitere relevante Belastungen. Zugleich können Arbeitgeber und Kollegen in Form eines unterstützenden Austausches eine relevante Ressource im Umgang mit Stressoren darstellen. Weitere berufsbezogene Ressourcen stellten der soziale Kontakt mit den Patienten sowie eine Abwechslung verschiedener Tätigkeiten dar. Möglichkeiten der Prävention wurden nur auf der Verhältnisebene gesehen, wie beispielsweise eine Verbesserung der Arzt-MFA-Kommunikation. MFAs äußern Interventionsbedürfnisse vorrangig bzgl. ihres Gehaltes und der Anerkennung durch den Arbeitgeber und die Gesellschaft. Aus Sicht der befragten MFAs sind ihre Arbeitsbedingungen durch hohe Anforderungen bei gleichzeitig geringem Handlungsspielraum sowie von einer geringen Entlohnung gekennzeichnet. Aus den Ergebnissen lassen sich erste Anknüpfungspunkte für die Arbeitgeber der MFAs ableiten. Diese können - ergänzt durch weitere Forschung - den Startpunkt für die Ableitung präventiver Maßnahmen darstellen. Numerous studies have documented adverse psychosocial working conditions among health care staff. Working conditions may not only impair the health outcomes of this professional group, but can also affect the quality of care they deliver to patients. Previous work stress research has mainly focused on physicians and nurses. Comparable evidence remains limited, however, for physician assistants (Medizinische Fachangestellte, MFAs), who represent the largest professional group in German primary care. This study aimed to gain insights into work stressors and resources experienced by MFAs and to explore both possible approaches to prevention and intervention needs. Participants were recruited from a criterion-based sample of medical practices in and around the city of Düsseldorf (Germany) and with assistance provided by the Medical Staff Association (VMF e. V.). In total, 26 qualitative in-depth interviews were conducted (11/2015–02/2016), transcribed and content analyzed using MaxQDA. MFAs reported a high workload and unforeseeable incidents as salient occupational stressors. Additional stressors included interpersonal relationship problems with superiors and a lack of social support from colleagues. At the same time though, support from superiors and colleagues can provide a key resource for coping with work stressors. Furthermore, social interactions with patients and diversified tasks were perceived as supportive professional resources. Possible approaches to prevention were exclusively seen to operate at the organizational level. The perceived need for intervention primarily concerned adequate wages and appreciation from superiors and society. Physician assistants described their working conditions as being characterized by high demands, low job control and low rewards. We suggest basic approaches for employers to improve the working experience of MFAs, which may represent the starting point for further research efforts to develop preventive measures.
ISSN:1865-9217
2212-0289
DOI:10.1016/j.zefq.2017.06.005