Therapie mit Methylphenidat bei ADHS der Mutter – Gefahr für die embryonale Entwicklung?

Fragestellung: Zur Behandlung einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) von Jugendlichen wird häufig Methylphenidat eingesetzt. Wenn unter dieser Therapie bei jungen Frauen eine Schwangerschaft ungeplant eintritt, besteht aufgrund der insuffizienten Datenlage häufig Unsicherheit be...

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Published inZeitschrift für Geburtshilfe und Neonatologie
Main Authors Paulus, WE, Schlömp, S
Format Conference Proceeding
LanguageGerman
Published 12.11.2013
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Summary:Fragestellung: Zur Behandlung einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) von Jugendlichen wird häufig Methylphenidat eingesetzt. Wenn unter dieser Therapie bei jungen Frauen eine Schwangerschaft ungeplant eintritt, besteht aufgrund der insuffizienten Datenlage häufig Unsicherheit bezüglich der Auswirkungen auf die embryonale Entwicklung. Die bisher publizierten weniger als 50 Fälle einer Exposition im ersten Trimenon lassen keine schwerwiegenden kindlichen Anomalien erkennen. Methodik: Im Rahmen einer prospektiven Followup-Studie wurden von unserem Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum zwischen 2000 und 2011 47 Schwangerschaftsausgänge nach Anwendung von Methylphenidat in der Frühgravidität dokumentiert. Die Befunde wurden unter Einsatz des Fisher's Exact Testes mit den Daten eines Kontrollkollektives (n = 679) aus demselben Zeitraum verglichen, das nicht oder unproblematisch exponiert war. Ergebnis: Die Spontanabortrate nach Einnahme von Methylphenidat (4/38 = 10,5%) unterschied sich nicht vom Kontrollkollektiv (77/661 = 11,6%). Die Rate kongenitaler Anomalien (2/34 = 5,9%) lag nicht signifikant über dem Befund im Kontrollkollektiv (26/584 = 4,4%; relatives Risiko 1,32; 95%-Konfidenzintervall 0,21 – 5,21). Ein homogenes Fehlbildungsmuster fiel bei den beiden betroffenen Neugeborenen nicht auf: Zystenniere, motorische Entwicklungsstörung mit Schädelasymmetrie. Allerdings lag die Rate der Schwangerschaftsabbrüche aus psychosozialen Gründen nach Therapie mit Methylphenidat im I. Trimenon (9/47 = 19,1%) signifikant (p < 0,001) über dem Anteil in der Kontrollgruppe (18/679 = 2,7%). Schlussfolgerung: Ein erhöhtes Abort- oder Fehlbildungsrisiko nach Einsatz von Methylphenidat im I. Trimenon lässt sich in unserem Kollektiv nicht nachweisen. Um Patientinnen mit ADHS im fertilen Alter genügend Sicherheit zu vermitteln, müssen weitere Daten zur Anwendung von Methylphenidat in der Schwangerschaft konsequent gesammelt werden.
ISSN:0948-2393
1439-1651
DOI:10.1055/s-0033-1361221